Au Pair in Frankreich


Birte, 22 Jahre alt und ursprünglich aus Neuss, arbeitet nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Paris gerade an der Universität Bonn an ihrem Bachelor-Abschluss. Für TAKE! berichtet sie uns von ihrem Au Pair-Aufenthalt in Frankreich, wo sie nach dem Abitur an der Ecole des quatre Saisons gearbeitet hat.

 

Hallo Birte! Erzähl uns doch mal, wo und wann du in Frankreich warst und wie du auf die Idee kamst, ins Ausland zu gehen?

Hallo. Ich war in Challes-Les-eaux, einer Kleinstadt in der Nähe von Chambery. Das ist grob in der Nähe von Lyon und Grenoble oder Genf. Dort war ich vom 29.8.2010 bis zum 28.7 2011, also fast ein ganzes Jahr lang. Ich kam auf die Idee nach Frankreich zu gehen, da ich schon zu Schulzeiten zwei Jahre lang Französischunterricht hatte. Allerdings habe ich nie wirklich Vokabeln oder Grammatikregeln gelernt, weil mir das theoretische Lernen nicht lag. Als ich dann endlich mein Abitur in der Tasche hatte, habe ich mich sehr darüber geärgert, da ich die Sprache schon immer toll fand und sie gerne sprechen können wollte. Da das Lernen in der Schule für mich nicht richtig funktioniert hat, dachte ich mir, dass ich dazu doch einfach ein Jahr in Frankreich verbringen könnte.

So kam es, dass ich mich nach Organisationen erkundigt habe. Leider war ich schon etwas spät dran, so dass die meisten Einsendeschlüsse schon vorbei waren. Die Organisation Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. nimmt jedoch das ganze Jahr über Bewerbungen an, also habe ich mich entschieden mit dieser Organisation ins Ausland zu gehen, was dann ja letztlich auch geklappt hat und worüber ich mich auch im Nachhinein noch sehr freue.

 

Ok, dann stand Frankreich als Land also von Anfang an fest. Hast du dich denn auch schnell für eine Stadt entscheiden können? Wieso bist du genau dahin gegangen, wo du warst?

Auf dem Orientierungsseminar der Organisation habe ich viele Beschreibungen von Einrichtungen gelesen und mich ganz einfach für einige entschieden, denen ich meine Bewerbung schicken wollte. Nach der Stadt habe ich nur zweitrangig geguckt, da ich mich ja nach der Lage der Einrichtungen zu richten hatte.

Nach der Bewerbungsphase habe ich relativ bald von der Waldorfschule Ecole des Quatre Saisons, die auch einen Kindergarten beinhaltet, in Challes-les-Eaux eine Zusage erhalten. Die Kindergärtnerin war wirklich nett und ich habe mich beim ersten Kontakt auch gleich super mit meiner Gastmutter verstanden. Das hat meine Entscheidung, der Einrichtung zuzusagen, enorm beschleunigt. Und dann ging es auch schon mit großen Schritten in Richtung Abreise.

 

Das klingt gut! Was waren denn im Nachhinein die tollsten Erfahrungen für dich?

Meine tollsten Erfahrungen… Puh, das ist schwierig! Es gab so vieles, das einfach toll war! Ich denke, dass es vor allen Dingen toll war, die Sprache so schnell und durch praktische Anwendung zu erlernen: Schon nach drei Monaten habe ich wirklich große Fortschritte feststellen können. Anfangs konnte ich tatsächlich jeden Tag behaupten, dass ich etwas Neues dazu gelernt habe. Je länger ich da war und je besser mein Französisch wurde, desto weniger deutlich waren die Fortschritte, was aber ja auch völlig normal ist.

Eine weitere tolle Erfahrung war mit Sicherheit das Kennenlernen einer anderen Kultur. Obwohl Frankreich und Deutschland Nachbarländer sind, gibt es doch große kulturelle Unterschiede. Ich habe mich so weit wie möglich darauf eingelassen und so viel mitgenommen, wie ich konnte.

Ein konkretes Erlebnis, das wirklich toll war und das ich Bekannten meiner Gasteltern zu verdanken habe, ist das Fliegen mit einem Gleitschirm. Der besagte Bekannte arbeitet nämlich in dem Bereich und hat mich für die Hälfte des Preises mitgenommen. Das war wirklich ein atemberaubendes Erlebnis!

 

Gab es auch negative Erfahrungen, die du fernab der Heimat machen musstest?

Ja, die gab es sicherlich auch, allerdings waren das meist nur Kleinigkeiten… Am Anfang war sicherlich die Verständigung ein großes Problem: Der Kleinste hatte gerade erst angefangen richtig zu sprechen und konnte mir nicht immer genau sagen, was er von mir wollte. Ich habe ihn einfach nicht gut genug verstanden und konnte ihm so nicht immer helfen. Zum Glück konnte ich aber immer seine große Schwester fragen, die mir in den ersten Tagen oft geholfen hat, aber irgendwann hatte sie keine Lust mehr darauf und dann musste ich alleine damit klar kommen.

Im Laufe des Jahres gab es sonst natürlich auch einzelne kleine Konflikte mit der Kindergärtnerin oder meiner Gastmutter. Aber auch diese Dinge haben sich geklärt, meist sogar relativ schnell, und sich so nicht unbedingt in mein Gedächtnis gebrannt.

 

Hast du denn durch dein Au Pair-Jahr auch Freundschaften fürs Leben schließen können?

Freundschaften fürs Leben? Mmmh… Das wird sich erst noch zeigen, dafür ist mein Auslandsjahr ja auch noch gar nicht lange genug her. Aber gute Freundschaften habe ich auf jeden Fall geschlossen! Bisher bin ich mindestens einmal im Jahr zu meiner Gastfamilie gefahren. Und ich hoffe, dass ich das auch weiterhin so handhaben werde. Natürlich würde ich mich auch sehr freuen, wenn die Kinder oder auch die ganze Familie mich mal in Deutschland besuchen kommen würden. Aber das alles wird sich noch zeigen. Ich werde aber hoffentlich noch lange mit meiner Gastfamilie in Kontakt bleiben, das ist auf jeden Fall das längerfristige Ziel.

 

Und hatte dein Jahr als Au Pair auch Auswirkungen auf dein Leben nach dem Frankreichaufenthalt?

Mein Au Pair-Aufenthalt hatte insoweit Auswirkungen auf mein weiteres Leben, als dass ich mich dazu entschlossen habe, mich an der Uni Bonn für den bi-nationalen Studiengang Deutsch-Französischen Studien zu bewerben. Und obwohl ich zu Schulzeiten nur so wenig Französischunterricht hatte, wurde ich genommen und studiere so seit 2011 an der Uni Bonn Französisch und Deutsch.

Zusätzlich habe ich durch diesen Auslandsaufenthalt in manchen Momenten mittlerweile auch einfach einen anderen Blick auf die Dinge. Durch das Erleben einer anderer Kultur fängt man zum Beispiel an, die eigene in Frage zu stellen. Im Vergleich zu meinen Freunden habe ich manchmal das Gefühl à la française zu denken, da meine Ansichten zum Teil deutlich von denen abweichen, die diejenigen meiner Freunde, die noch nie längere Zeit über im Ausland waren, vertreten.

 

Was gibst du den Leuten mit auf den Weg, die so etwas auch gern machen würden?

All denen, die sich für ein Auslandsjahr entscheiden, wünsche ich viel Erfolg und viele neue Erfahrungen! Ich selbst habe gelernt, dass man immer offen für neue Dinge sein sollte. Diese Fähigkeit ist in manchen Situationen im Ausland sehr wichtig, um sich ganz auf das im Zweifelsfalle unbekannte Land einlassen zu können. Vorgefertigte Meinungen stehen einem bei einem Au Pair oft im Wege, also sollte man sich von jeglichen Vorurteilen frei machen.

Ja und ansonsten kann ich nur sagen: Einfach alles mitmachen, wozu man die Gelegenheit bekommt! Denn die Chance, solche Erfahrungen sammeln zu können, kommt normalerweise nicht so schnell wieder.


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Karoline Badziong

Karoline

Karoline ist 25 Jahre alt und wohnt irgendwo zwischen Köln und Bonn. Sie studiert an der Uni Bonn Deutsch & Französisch auf Lehramt und ihr größtes Hobby ist texten – egal ob für die Uni, mit Freunden oder für eure TAKE!