„Vegan for fit” – Sarahs 30-Tage-Selbstversuch
30 Tage vegan leben? Ist das vielleicht ganz leicht machbar? Oder ist es unmöglich, diesen Lebensstil in den eigenen Alltag einzubauen und bewusst zu verzichten?
Sarah Arndt ist 25 Jahre alt und gelernte Ergotherapeutin aus Euskirchen. Für TAKE! hat sie den Selbstversuch gewagt und die Vegan for fit-Challenge gemeistert.
Hallo Sarah. Glückwunsch zur erfolgreich absolvierten Challenge! Wie war das vegane Leben für dich und wieso hast du die Challenge überhaupt machen wollen?
Hallo und danke. Das kam in der Tat nicht von ungefähr: Ich beschäftige mich schon ziemlich lange mit gesunder Ernährung. Es ist fast ein Hobby für mich geworden, ernährungswissenschaftliche Bücher und Artikel zu lesen. Außerdem finde ich die vegane Ernährung einfach unglaublich spannend und war natürlich neugierig auf tolle, neue Rezepte! Es hat mich einfach gereizt, die Challenge auszuprobieren. Ich wollte herausfinden, wie sich mein Körper und meine Befindlichkeit verändern und wie leicht oder schwer es mir fällt, auf bestimmte Sachen zu verzichten.
Fiel dir der Vezicht auf tierische Produkte denn sehr schwer?
Die Schwierigkeit dieser Challenge war ja, nicht nur alles Tierische wegzulassen, sondern auch Zucker, Weißmehlprodukte und Fast Food. Und das passte eigentlich sowieso perfekt in mein Ernährungskonzept, da ich sehr auf meine Ernährung achte und auch vor der Challenge schon auf bestimmte Sachen bewusst verzichtet habe, um meinem Körper etwas Gutes zu tun.
Was hat dir an der Challenge besonders gut gefallen?
Oh, wo soll ich da anfangen? Es hat mir einerseits viel Spaß gemacht, die tollen Rezepte auszuprobieren, da ich gern frisch koche und mich in der Küche ständig neu erfinde. Andererseits hat mir das Essen auch wirklich total gut geschmeckt und ich habe mich sehr gut gefühlt. Es sah also nicht nur toll aus, sondern hielt auch, was die Fotos versprochen haben. Das ist ja auch nicht immer so. Aber der größte Pluspunkt war wohl der, dass ich begeistert war von Lebensmitteln, die ich bisher kaum kannte oder zumindest nicht regelmäßig konsumiert habe. So habe ich zum Beispiel Nussmus für mich entdeckt, vor allem Mandelmus ist unglaublich vielseitig.
Was hat dir denn so gar nicht gefallen?
Leider sind viele pflanzliche Alternativen – wie z.B. Agavendicksaft (Honigersatz), Kakaobutter oder das Mandelmus – ziemlich überteuert. Den Matcha-Tee, der im Buch angepriesen wird wie Weihwasser, habe ich mir auch gar nicht erst gekauft.
Wie war es für dich, während dieser Zeit Essen zu gehen? Hast du überall in den Speisekarten etwas finden können?
Auswärts zu essen war zwar schwierig, aber machbar. Ich habe öfters mal nachfragen müssen, was genau in den einzelnen Gerichten verarbeitet wird, aber fündig wird man eigentlich überall. Lebenslang so aufpassen zu müssen wäre aber wahrscheinlich nichts für mich. Manchmal war es schon anstrengend für mich, ständig nachzuhaken. So à la: Entschuldigung? Wird ihr Gemüse in Butter geschwenkt? Da kommt man sich doch etwas doof vor.
Gab es Reaktionen auf deine Ernährungsumstellung?
Ja, die gab es allerdings: Es kommt beispielsweise oft vor, dass die Leute schon nach Luft schnappen, wenn sie das Wort „vegan“ nur hören, ohne sich jemals auch nur fünf Minuten damit auseinandergesetzt zu haben. Das ist dann schon sehr nervig. Aber meistens waren die Leute doch offen und dem Thema gegenüber positiv eingestellt. Einige haben sich auch Tipps von mir geholt, wie sie ihre Ernährung besser und bewusster gestalten können.
Hat dir während der Challenge-Zeit irgendwas gefehlt?
Ganz ehrlich? Ich habe nicht eine Sekunde lang irgendetwas vermisst. Vor allem auf Süßes hatte ich überhaupt keine Lust. Ich hatte das Gefühl, dass ich rundum gut versorgt bin und es meinem Körper an nichts fehlt. Von daher kann ich da nur den Kopf schütteln. Mir kam das Ganze nicht wie eine Bestrafung vor, sondern eher wie eine Befreiung oder Bereicherung.
Gab es Ausrutscher oder andere Gelüste, die nur schwer zu ignorieren waren?
Nein. Auswärts habe ich mir manchmal ein umfangreicheres veganes Angebot gewünscht, da „Pommes mit Ketchup“ bei der Challenge natürlich keine Alternative darstellen. Aber es war nie so, dass ich gedachte habe „Jetzt ne Pizza!“ Es ist ein Vorurteil zu glauben, man könne nur genießen, wenn man sich alles erlaubt. Vor allem durch den Verzicht auf jegliche Geschmacksverstärker bekommt man erst wieder das Gefühl dafür, was es heißt, richtig zu schmecken.
Was war für dich schwierig zu bekommen? Wie beurteilst du das Angebot in Supermärkten?
Vegan ist momentan im Kommen und total angesagt. Das merkt man auch im Sortiment der Supermärkte, wo im Moment stark aufgerüstet wird. Richtig schwierig zu bekommen war eigentlich nur die Kakaobutter für die selbstgemachte Schokolade. Die gibt’s nämlich nur im Internet – und besonders erschwinglich ist die auch nicht.
Hat die Challenge dich verändert?
Ja, die Challenge hat mich auf jede Fall verändert. Ich esse noch bewusster als vorher und achte noch mehr darauf, die Lebensmittel möglichst naturbelassen zu kaufen. Außerdem habe ich einige Rezepte fest in meine Kochroutine übernommen und will diese auch gar nicht mehr missen.
Wie stehst du weiterhin zum Thema „vegan“?
Ich bin keine Vollzeit-Veganerin geworden, wie ich das nenne. Ich respektiere jeden, der völlig vegan lebt und leben kann, aber ich selbst möchte mir keine so strengen Regeln für meine Ernährung auferlegen. Meiner Meinung nach gibt es nicht nur schwarz und weiß – also Omnivore und Veganer – sondern auch Graustufen dazwischen. Meine einzige Regel ist: Ich darf zu jeder Zeit jedes Lebensmittel zu mir nehmen. Alles ist erlaubt und verfügbar. Das klingt vielleicht komisch, aber so entstehen keine unnötigen Gelüste, die irgendwann nicht mehr zu bändigen sind. Auch merke ich so, was ich wirklich essen möchte. Ich würde sagen, zu Hause esse ich zu 85% vegan. Manchmal gibt es Feta oder Ziegenkäse, selten Fisch und noch seltener Fleisch. Auswärts esse ich aber auch schon mal ein Steak oder andere tierische Produkte. Aber eben nur, wenn ich wirklich Lust drauf habe. Und genau so sollten wir mit tierischen Produkten umgehen – bewusst.
Zur Seite von Vegan for fit – www.vegan-for-fit.de
Karoline
Karoline ist 25 Jahre alt und wohnt irgendwo zwischen Köln und Bonn. Sie studiert an der Uni Bonn Deutsch & Französisch auf Lehramt und ihr größtes Hobby ist texten – egal ob für die Uni, mit Freunden oder für eure TAKE!
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